Es ist 14.00 Uhr. Sie betreten das Lokal und sind angenehm überrascht vom Holz, von der Ruhe, vom warmen Rot. Es könnte ihr zweites Zuhause werden. Sie bestellen einen Espresso und nehmen sich die Zeitung oder einen der vielen Gedichtbände aus dem Bücherregal. Ein Sitzplatz am Fenster mit Blick auf die Weinberge ist Ihre Wahl. Bequem sitzen Sie auf dem roten weich gepolsterten Stuhl und lesen sich ein, ganz für sich. Schluck um Schluck belebt Sie der aromatische Kaffee, Fair und Bio.
Bis zum Kaffeeklatsch ist noch Zeit und Sie widmen sich einer der letzten Fragen, auf der letzten Seite der Speisekarte. Vielleicht bereitet es ihnen Vergnügen sich darüber mit einem der anderen
Gäste auszutauschen. Keine Eile. Es ist noch Zeit. Um 16.00 Uhr ordern Sie eine der italienischen Kaffeespezialitäten und einen hausgemachten Kuchen. Man könnte darüber sprechen, über Bio oder
einfach genießen. Noch einmal den Gedichtband zur Hand nehmen, über eine der letzten Fragen nachsinnen.
Um 18.00 Uhr bestellen Sie ein Glas Rotwein oder vielleicht einen Weißen und ein Apero. Prüfen die Farbe, Geben sich dem Duft aus dem Glas hin, nehmen einen ersten Schluck, dann einen Zweiten. Füllen
den Mund mit Wein und mit Luft und rufen die Erinnerungen wach, an Beeren und Kräuter und warten bis der Nachhall am Gaumen vergeht. Vielleicht ist es Zeit für ein Gespräch. Hat der Tischnachbar den
gleichen Wein, teilt er die gleichen Erinnerungen?
Es ist 20.00 Uhr. Die Speisekarte macht Ihnen Vorschläge gegen den Hunger. Nun, wählen Sie. Dazu einen Wein. Eine Flasche, die Sie mit dem Nachbarn Teilen, nachdem Sie ihre Weinvorlieben ausgetauscht
haben. Sie plappern sich satt in den Abend. Kurz vor 22.00 Uhr möchten Sie gehen und auch nicht. Mit einem Lächeln erhalten Sie die Rechnung. Geben Sie Ihr ein Trinkgeld, Sie hatte einen langen
Tag.
Kurz vor dem Ausgang sehen Sie sich das Gästebuch an. Sie schreiben eine kleine Geschichte in das Buch. Ein schmunzeln kriecht über ihr Gesicht. Ihre Lippen flüstern leise ein Versprechen, ich komme
wieder. Vor der Tür hüllt sie die kühle Abendluft ein. Sie fühlen sich - lebendig.
Der perfekte Himmel ist grau, dachten Sie noch am Nachmittag und die Insel Ihrer Träume hat zwei Palmen. Jetzt blicken Sie in den Schwarzen Nachthimmel mit tausend Sternen der nur für Sie leuchtet
und Ihre Insel hat Rote Stühle, goldenes Licht und eine Speisekarte.